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Heute bin ich wieder alleine unterwegs. Dieses Ziel steht weit oben auf meiner Todo-Liste meines Südtirol-Aufenthaltes. Die Lyfispitze. Sie hat so ein extravagantes, schönes Kreuz, welches ich unbedingt mal Live sehen will. Wie so oft in den letzten Tagen ist mir aber auch heute das Wetter nicht hold und so wurde es von Beginn an eine Zitterpartie. Werde ich völlig allein um 5.00 Uhr früh da hinauf kommen? Nebelschwaden, oben überhaupt keine Sicht... Alles anderes als günstige Voraussetzungen für diesen nicht allzu langen, jedoch mit 1.500Hm durchaus herausfordernden Berg.
               Südtirol
2023
Lyvispitze, Punta Livi 3.352m
Der Zustieg vom Zufrittsee zur Lyfialm ist ohne Schwierigkeiten zu bewältigen. Es ist gerade 05:30 Uhr, Kaffee gibt es noch keinen. Auch dahinter bleibt das Gelände zunächst noch einfach. Bis zum Dosso di Livi ist der Weg deutlich zu erkennen.
Morgenröte über dem Lorchenspitz auf der anderen Talseite. Es scheint ein schöner Tag zu werden.
Gletscher bei der Schranspitze und der Veneziaspitze.
Die erste Challenge... die Bachüberquerung. Na gar nicht so einfach hier trockene Schuhe zu behalten.
Langsam, oder eigentlich recht flott nähere ich mich dem Lyfiknott auf 2.851m. Das heißt ich habe 1.000Hm hinter mir.
Der Charakter der Tour ändert sich ab hier schlagartig. Keine Wiesen mehr und die Sonnenstrahlen werden weniger. Die Nebelschwaden werden deutlich mehr. Rundum Steine, Steine, Steine... Das Bild mit dem See, die letzten Sonnenstrahlen...
Wenige Augenblicke nach diesem Foto lerne ich die andere Seite des Berges kennen.... Erstes Donnergrollen.... Blitze schlagen durch die Nebelfetzen... immer wieder höre ich Steine rollen, manchmal auch sehen.
Ein Weg ist schon länger nicht mehr zu erkennen. Eher ist es aufzupassen wo mal kein Stein geflogen kommt. Einmal mehr frage ich mich... muss ich hier alleine sein?
Auf 3.352m stehe ich nur vor meinem so ersehnten Gipfelkreuz.... Es donnert, es blitzt, es hagelt.... und ich weine und lache zugleich. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl hier zu stehen. Das Gipfelkreuz trägt zur Stimmung bei. Freude, Enttäuschung, alleine hier zu sein.
Wie versteinert harre ich hier eine Zeit aus... Es prasselt der Regen, die Hagelkörner auf mich nieder. Was soll passieren? Wenn mich der Blitz treffen will, wird es so sein. Und nass? Na mehr nass geht nicht mehr. Rundum kracht es, ich kam mir schon lange nicht mehr so klein vor. So ausgeliefert was nun passieren wird. Anhand der Bilder kann ich nachvollziehen dass ich über 30 Minuten hier ausgeharrt habe.
Der Abstieg war abenteuerlich. Die Hagelkörner machten es nicht einfacher. Selten bis nie gebe ich meine Koordinaten einer mir vertrauten Person für den Notfall durch. Heute war so ein Tag, wo ich mir nicht mehr sicher war heil ins Tal zu kommen. Aber alles übersteht man... weil es einfach Bestimmung ist, wie/was/wann/wo passiert.
Nur vereinzelt nehme ich mein Handy zum Fotografieren aus der Tasche. Es ist so nass, es regnet teils in Strömen.
Nach diesen beiden Bildern gebe ich das Fotografieren für heute auf... Sinnlos, eine weiße Wand.
Erst bei der hervorragenden Lyfialm - wo es den besten Apfelkuchen von Südtirol gibt, wird das Wetter besser. Aber es ist mir mittlerweilen egal. Es gibt nichts mehr was trocken ist an mir, ich kann es nur mehr von der heiteren Seite nehmen. Die Schuhe sind absolut Wasserdicht. Alles was drinnen ist kommt garantiert nicht mehr raus. Sie brauchen tagelang zum Trocknen.
Am Zufrittsee mache ich noch dieses letzte Foto. Ein Wahnsinnstag geht für mich zu Ende. Eine unvergessliche Tour zu diesem außergewöhnlichen Gipfelkreuz. Es war heute alles dabei, wovon ein Bergsteiger träumt.... Ich bin glücklich, dass ich mitten drin, statt nur dabei war.
Lyfialm
1: lyfispitz2023